Frühmobilisation

Datum

Mit dem Begriff Frühmobilisierung bezeichnet man allen Maßnahmen, Patienten frühestmöglich zu bewegen und zu aktivieren. Das beginnt nicht erst mit dem Essen an der Bettkante und der Körperpflege am Waschbecken. Oder einfacher ausgedrückt: Jede Maßnahme der aktiven oder passiven Bewegung, die geeignet ist, die Bewegungsfähigkeit zu erhalten. Im Bereich der Intensivmedizin soll die Frühmobilisierung bereits 72 Stunden* nach Aufnahme auf einer Intensivstation beginnen. *S2e-Leitlinie – „Lagerungstherapie und Frühmobilisation zur Prophylaxe oder Therapie von pulmonalen Funktionsstörungen“

Inhalt

Patient auf dem Mobilizer® Medior - gesichert
Patient auf dem Mobilizer® Medior – gesichert durch Gurte für den Thorax und die Beine.

Beispiele für die Frühmobilisierung

  • passive Mobilisierung durch mehrmalige Umlagerung des Patienten.
  • assistierende Mobilisierung durch Mitwirkung beim Wechsel der Lagerung des Patienten.
  • aktive Mobilisierung, bei der der Patient unter Anleitung selbständig Übungen absolviert.

Der Grund ist denkbar einfach. Liegt ein Mensch längere Zeit inaktiv im Bett, baut der Körper physische und psychische Fähigkeiten rapide ab.

Bei durchschnittlich 50–80 % der intensivmedizinisch behandelten Patienten kommt es zu einer Beeinträchtigung der neuromuskulären Funktionen durch Schädigungen der Nerven und der Muskulatur, was zu den Bezeichnungen Critical-Illness-Polyneuropathie und -Myopathie geführt hat. Beide Komponenten treten bei 30–50 % der Betroffenen kombiniert auf, beim Rest überwiegt die isolierte Myopathie, während die isolierte Neuropathie selten vorkommt. Mittlerweile wird der deskriptive Begriff der „intensive care unit-acquired weakness“ (ICUAW) bevorzugt.

*Med Klin Intensivmed Notfmed. 2017; 112(7): 589–596. Published online 2017 Sep 5. German. doi: 10.1007/s00063-017-0339-0; Critical-illness-Myopathie und -Polyneuropathie; D. Senger and F. Erbguth

Zur Wiedererlangung dieser Fähig- und Fertigkeiten sind regelhaft langwierige Rehabilitationsmaßnahmen erforderlich. Zahlreiche Studien bestätigen die Erfahrungen, die Pflegende, Ärzt*Innen und Therapeut*Innen weltweit tagtäglich in Kliniken machen.

Patienten, die früh bewegt, sprich mobilisiert werden, sind psychisch in einer besseren Verfassung (Verringerung der Unzufriedenheit und Aggressivität) und gewinnen schneller ihr Körpergefühl, Gleichgewicht und häufig „ihr altes Leben“ zurück.

Die Gefahr von Komplikationen wie Lähmungen, Sensibilitätsstörungen, Gleichgewichtsproblemen, Thrombosen, Lungenentzündungen, Embolien und Dekubiti sinkt signifikant. Die Rehabilitation verkürzt sich und häufig entfällt eine aufwändige Langzeitpflege.

Vorteile der Frühmobilisation

Sowohl Patienten als auch Budgetverantwortliche profitieren von einer Frühmobilisation. Kein Patient ist gerne auf der Intensivstation und viele sehnen den Tag der Krankenhausentlassung herbei.

Ergebnisse der Frühmobilisation:

  • verringerte Beatmungszeit auf der Intensivstation
  • Verringerung von Komplikationen
  • kognitive Fähigkeiten werden verbessert
  • Behandlungskosten werden gesenkt
  • verkürzte Rehabilitationszeit
  • funktionelle Selbstständigkeit nach dem Klinikaufenthalt

Die Vorteile der Frühmobilisation liegen aus medizinischer Sicht auf der Hand und werden durch viele Studien belegt. Interessierte zum Thema Frühmobilisierung finden auf der Internetseite http://www.fruehmobilisierung.de/Fruehmobilisierung/Start.html  zahlreiche Artikel, Studien und weitere Informationen. Initiiert wurde die Website von Peter Nydahl, der mit anderen das „Deutsche Netzwerk Frühmobilisierung beatmeter Patienten“ ins Leben gerufen hat.

Wir bewegen Patienten

Mit einem Mobilizer® bieten wir den Pflegenden und Therapeut*Innen in Kliniken, Pflegeinrichtungen und der außerklinischen Intensivversorgung ein Hilfsmittel, mit dem Patienten wesentlich früher und umfassender mobilisiert werden können.

Die Frühmobilisation mit einem Mobilizer® kann beginnen, wenn keine klare Kontraindikation (erhöhter intrakranieller Druck, aktive Blutung, akute myokardiale Ischämie, agitiertes Delir) dagegenspricht.

Also lange bevor ein Patient an die Bettkante gesetzt oder vor dem Bett stehen kann.

Schwer betroffene Patienten mobilisieren

Auch intubierte Patienten und Patienten ohne posturale Kontrolle, die mit Überwachungsgeräten verbunden sind, lassen sich mit einem Mobilizer® bewegen. Über ein Rollbrett wird dabei der Patient auf den Mobilizer® transferiert.

Damit dies ohne Komplikationen geschehen kann, wird der Mobilizer® in der Liegendposition auf Betthöhe gefahren. Mit seiner Zulassung für ein Patientengewicht von 250 kg, können auch adiöse Patienten mit einem Mobilizer® bewegt werden.

Liegt der Patient auf dem Mobilizer® kann der Patient langsam, sanft und ruckfrei in eine Sitzposition aufgerichtet werden. Gepolsterte Gurte und Kissen helfen dabei, den Patienten sicher und komfortabel zu positionieren.

Je nach Therapieziel und Zustand des Patienten ist der Anwender in der Lage die Lagerung und Positionierung des Patienten festzulegen.

Der individuell anpassbare Therapietisch ist besonders wichtig und hilfreich, um z.B. eine atmungserleichternde Positionierung des Oberkörpers mit einer Entlastung der Atemhilfsmuskulatur zu erreichen.

Mit einem Mobilizer® MEDIOR ist das Aufrichten, die „Vertikalisierung“, des Patienten bis in den aufrechten Stand (90°) möglich.

Technik – entwickelt aus der Praxis

Mobilizer® sind keine herkömmlichen Mobilisationsrollstühle die häufig umgangssprachlich auch als Mobilisationsrollstuhl, Mobistuhl, Mobstuhl oder Reharollstuhl bezeichnet werden.

Das Besondere an einem Mobilizer® sind die innovativen Eigenschaften und Funktionen, die in Zusammenarbeit mit Experten aus dem Klinikalltag entwickelt werden.

Eine besondere, patentierte Technik zum Aufrichten inaktiver Menschen ist der „Längenausgleich“ mit automatisierter „Sitzkantung“. Dieses technische Konzept verhindert Scherkräfte und Reibung im Rücken und Gesäßbereich in der Aufrichtbewegung, die eine Dekubitus-Entstehung oder bei Patienten in der Onkologie oder Palliativmedizin, Spontanfrakturen begünstigen würden. Die betroffene Person kann sehr sanft und praktisch schmerzfrei aus der Liegeposition zum Sitzen bewegt werden. Da keinerlei feste Seitenteile einen seitlichen Transfer beeinträchtigen, können auch in der Atmung eingeschränkte Patienten in einer Sitz- oder Halbsitzposition problemlos aus dem Bett oder zurück transferiert werden.

Aus der Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Stefan Hesse wurde das Vibrationsmodul im Fußtritt des Mobilizer® MEDIOR entwickelt.

Durch das Vertikalisieren im Mobilizer® MEDIOR kommt es beim „Aufstehen“ zu einer vermehrten Anspannung der Muskulatur, insbesondere der Gluteal- und Oberschenkelmuskulatur, die auch beim natürlichen Aufstehen aktiviert werden.

Das Vibrationsmodul sorgt dafür, dass die Patienten zusätzlich sowohl im Sitzen als auch im Stehen über die Fußsohle stimuliert werden können. Die Bauweise des Mobilizer® MEDIOR sorgt dafür, dass sich die vibratorische Stimulation nicht nur auf die Fußsohle beschränkt, sondern als „Whole-Body-Vibration“ wirkt.

Die durch das Vibrationsmodul erzeugten Schwingungen werden je nach Intensität der Vibration und vor allem der Positionierung auf dem Mobilizer® MEDIOR von der betroffenen Person unterschiedlich wahrgenommen.

Die vibratorische Stimulation im Mobilizer® MEDIOR wirkt sich positiv auf:

  • Vigilanz und Aufmerksamkeit
  • Delirmanagement
  • Motorische Kontrolle
  • Sensorik
  • Minderung der Spastik
  • Kräftigung der Muskulatur aus.

Unsere Kunden berichten, dass sie auch ein verbessertes Abhusten von Lungensekret nach erfolgter vibratorischer Stimulation beobachten.

Frequenz und Zeitintervalle lassen sich einfach und individuell über ein Touch Display steuern.

Mobil, wendig, robust, stark

Mit einem Mobilizer® können Patienten mit einem Körpergewicht von bis zu 250 Kg bewegt werden.

Trotz der stabilen Bauweise ist der Mobilizer® Medior erstaunlich wendig. Vier 360° drehbare Rollen und ein zentrales Brems- und Lenksystem unterstützen die Anwender beim Rangieren des Mobilizer® durch enge Flure und Türen.

Akkus mit sogenannter Niederspannung sorgen für höchste elektrische Sicherheit und ständige Betriebsbereitschaft. Sie lassen sich an der Ladestation über Nacht aufladen. Die Kapazität der Akkus ist für einen Arbeitstag ausgelegt. Der Nutzer wird über den Akkustand visuell und akustisch (kritischer Akkustand) informiert.

Sie möchten einen Mobilizer® gerne mal in Aktion erleben? Gerne stellen wir unsere Mobilizer® bei Ihnen vor Ort vor.

Die Medizinprodukteberater in unserem Unternehmen sind ausnahmslos erfahrene Pflegekräfte oder Physio- bzw. Ergotherapeuten. Mit ihrer fachlichen Expertise stehen Sie auf Wunsch auch für Hands On Trainings zur Unterstützung Ihrer Mitarbeiter*Innen bei der Durchführung einer Mobilisation am Patienten zur Verfügung. In der „rehamates Akademie“ bietet wir Ihnen regelmäßig Schulungen und Webinare zum Thema. Schauen Sie mal rein. Unsere Kolleg*Innen bereiten immer wieder spannende Themen für Sie auf und geben hilfreiche Tipps für den Umgang mit einem Mobilizer®.

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